Mittwoch, 16. Mai 2012

Trans*-Revolution in Argentinien, "Homo-Ehe" in USA

Antidiskriminierungspolitik in Argentinien
Fast zu schön, um wahr zu sein, denkt man, wenn man das liest: In Argentinien wird Transsexualität mit Parlamentsbeschluss vom dem 9. Mai 2012  nicht mehr als Krankheit definiert. In der Praxis bedeutet das für Transgender, Transidenten, Transsexuelle und natürlich auch Intersexuelle, dass man für die Vornamens- oder Personenstandänderung weder ärztliche Gutachten noch operative Eingriffe benötigt.

Damit setzt Argentinien seine Politik der Gleichstellung und Antidiskriminierung fort. 2010 wurde die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ermöglicht. Und anders als in Deutschland gibt es keine juristische Diskriminierung zwischen "Ehe" und "Partnerschaft", wie in dieser CBS-Nachricht zu lesen ist.

Das neue Gesetz verpflichtet zudem, öffentliche oder private Krankenversicherungen für Operationen zur Geschlechtsumwandlung aufzukommen. Das ist ein besonders wichtiger Aspekt, denn Operationen sind für viele nicht privat finanzierbar. Zugleich waren Trans*-Menschen bisher aber gezwungen, für die Änderung ihres Personenstandes Hormontherpie und angleichende OPs nachzuweisen. Damit befreit der Gesetzgeber in Argentinien nun viele aus einer bislang untentrinnbaren Situation.

GATE (Global Action for Trans* Equality) hat eine englische Übersetzung des argentinischen Gesetzes erarbeitet und zum Download bereitgestellt. Das Dokument ist auch beim schweizerischen Transgender Network hinterlegt.

Wahlkampferöffnung in den USA
Während man also die Nachrichten aus Argentinien mit uneingeschränkter Freude lesen (und kommentieren) kann, wird man noch abwarten müssen, was sich aus den Neuigkeiten aus den USA entwickeln wird. Präsi Barack Obama hat dort Anfang der Woche von sich gegeben, er unterstütze nun die "Homo-Ehe" und löste damit prompt ein riesiges positives Medienecho aus - in Europa, und vor allem in den "sozialen" Medien. Zum Teil muten die Analysen dazu ausgesprochen naiv, wie dieser Kommentar beim Pink Cross.

Dabei ist es der Schachzug doch offensichtlich: Obama hat seine ursprüngliche Wählerschaft sehr enttäuscht, dass ist auch durch die Occupy-Bewegung zum Ausdruck gebracht worden. Konservative werden ihn trotz seiner bisher ziemlich konservertiven Politik nicht wählen. Wo und wie also neue Wählerschaften mobilisieren? Da hatten seine Berater eine brilliante Idee: Sie könnten sich doch so kurz bevor der Wahlkampf wieder beginnt nochmal der Vernachlässigten besinnen. Da wären also die Lesben und Schwulen: Homoehe. Ich wette, es kommen noch andere "Randgruppen" ins Visier der Wahlkampfvorbereiter, z.B. ... Trans*-Menschen. Hm, Arme vielleicht auch mal wieder. Oh ja, da wären dann noch die Schwarzen. Alles so Gruppen, denen man noch tolle Wahlversprechen machen kann, weil sie immer wieder glauben wollen.

Das ist meine Analyse, die etwas pessimistischer ist, sich aber auch einfach aus den Beobachtungen der letzten Jahre ableitet, insbesondere aus dem Wahlkampf Obamas und dem, was er aus seinen Versprechen gemacht hat (Stichworte gefällig? Da wären z.B. Gesundheitswesen, Bankenregulierung, Auflösung des Internierungslagers von Guantanamo, Strafverfolgung der militärischen Guantanamo-Täter).

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